das ende der physik

10.04.2022

ZEIT LICHT UND RAUM I/II

Das Zeitbewusstsein entsteht dadurch, dass im Reiche der Dauer (nur das Veränderliche ist von Dauer) das sich stets Verwandelnde aufgehalten wird. Das Aufgehaltene staut sich zu Raum. Eis ist aufgehaltenes Wasser. Aufgehaltenes Licht wird zu Holz, zu Kohle und allgemein zu Materie. Materie ist aufgehaltener ätherischer Fluss. In Stein, Metall und Eis finden wir die gefrorenen Zeitengel, in deren Innern sich Raum gebildet hat. Was von der Tätigkeit Stau ist, ist von Erscheinung her Wachstum, denn das Gestaute nimmt zu. Im Frühling wächst die Substanz, es bildet sich Raum.

Staut sich Licht an einem Punkt, so entsteht eine Knospe (nullte Dimension, Keimpunkt der Dimensionen). Hält der Lichtstau an, so wäscht eine Nadel, ein Gras, ein Ast (erste Dimension der Länge)
Es bildet sich alsdann ein Blatt (zweite Dimension). Durch Stau in der ersten Dimension entsteht Fläche.

Beim Tier staut sich das Licht weiter an, die Keimscheibe wird in der Gastrulation und wird im Menschen mit seiner glatten Haut zum abgeschlossenen dreidimensionalen Raum, zum Organismus in Raum und Zeit.

Der Raum bildet sich durch Zurückhaltung von Wasser Licht und Wärme. Er wird gebildet und ist nicht a priori da. Ob etwas gasförmig, flüssig oder fest ist, ist eine Frage der Wärme. Demzufolge muss die Wärme älter sein als das Teilchen. Wärme als mittlere kinetische Energie von Teilchen zu betrachten, wäre das Pferd am Schwanz aufgezäumt. Das Licht leuchtet aus den Leuchtkräften des Lichtes. Die Wärme wärmt an den Wärmekräften des Wärmeäthers. Wärme existiert teilchenfrei. Die Bewegung der Teilchen entsteht, dass die Teilchen beginnen Wärme zu empfinden.

Die raumfüllende, tastbare Materie entsteht also dadurch, dass sie aufgehalten wird, dass die ewige Verwandlung geopfert wird. Aber wozu diese Opfer? Die Abschottung führt zur Eigenständigkeit, zur Freiheit des in der Entwicklung zurückgebunden Wesens. Wo Materie ist, kann sich Freiheit entwickeln; wo Freiheit ist kann auch Liebe sein; wo Liebe ist auch Opferwille.

Jürg Reinhard, Das Ende der Physik.
Licht Materie Raum Zeit.
Von der physikalischen zur lebendigen Weltbetrachtung.

Foto: Andreas Krieter, Wolkenexplosion.