MUT & WILLEN

Der beste Weg sich dem Thema Anarchismus zu nähern, ist die Sichtweise eines Naturforschers. Beachte, dass in der Natur die Anarchie die vorherrschende From der Zusammenarbeit zwischen Tieren ist, während hierarchische Organisation relativ selten und in Umfang und Dauer beschränkt ist. Fürst Peter Kropotkin, ein russischer Gelehrter und Anarchietheoretiker des 19. Jahrhunderts, schrieb überzeugend über dieses Thema. Kropotkin war ein Wissenschaftler, und sein Blick für harte Daten erlaubte ihm eine Reihe von Schlüsselbeobachtungen.
Erstens stellte er fest, dass die große Mehrheit der Tierarten und praktisch alle erfolgreichen Tiere sozial sind. Es gibt Tierarten, die die meiste Zeit ihres Lebens als Einzelgänger verbringen, aber sie sind eher die Ausnahme. In der Regel ist das Leben in kooperierenden Gruppen. Der Grad und Erfolg der Kooperation ist der wichtigste Faktor für den Erfolg einer bestimmten Tierart; gesellige, kooperative Tiere gedeihen, Einzelgänger eher nicht. Der Mensch entspricht diesem Muster, und der erstaunliche Erfolg der menschlichen Spezies hat mit unseren ausgezeichnete Fähigkeiten zu tun, zu kommunizieren, zu kooperieren uns spontan zu organisieren und kreativ zusammen zu arbeiten. Dei ebenso eklatanten, schrecklichen, monströsen Misserfolge unserer Spezies wiederum haben mit unserer unwillkommenen Neigung zu tun, uns Autoritäten zu unterwerfen, Klassen- und Kastenunterschiede zu tolerieren und blindlings Befehlen und starren Regelsystemen zu folgen. Zu den schlimmsten Ausreden abscheulicher Übeltäter gehören „Ich habe nur meine Arbeit getan“ und „Ich habe nur Befehle befolgt“, und diese Ausreden sind seit dem Nürnberger Tribunal hinfällig.
Was uns zu Kropotkins zweiter Beobachtung führt, die besagt, dass Tiergesellschaften zwar recht hoch und kompliziert organisiert sein können, aber anarchisch, ohne Hierarchie; es gibt keine Gefreiten, Korporale, Unteroffiziere, Leutnants, Hauptmännern, Majore oder Generäle unter den Spezies, die sich auf dem Planeten Erde entwickelt haben – mit Ausnahme des bewaffneten Pavians mit Militärstiefeln (wenn du ein Tier siehst, das Militärstiefel trägt und ein Gewehr – verstecken!) Wenn sich Tiere organisieren, dann aus einem bestimmten Grund: Vögel formieren sich, um nach Norden oder Söden zu fliegen, und kommen spontan in Kolonien zusammen, um ihre Küken aufzuziehen; weidenden Tiere versammeln sich, um Flüsse zu durchqueren; Präriehunde stellen Wachen auf, um Alarm für die ganze Stadt zu pfeifen, wen einer von ihnen ein Raubtier entdeckt; Vögel, auch verschiedne Arten, arbeiten zusammen, um Raubvögel abzuwehren und zu schikanieren, wobei die größten Vögel abwehren und die kleinere schikanieren. Einige Tiergruppen reihen sich explizit in eine Ordnung ein, wie z.B. eine Hackordnung unter den Hühnern oder eine Fressordnung in einem Löwenrudel, aber dies sind Sortierordnungen, die nicht ganze privilegierte Klassen oder Ränge schaffen
Dmitry Orlov, Die Lehre vom Kollaps. p.77f.

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